Viele Nationen machen eine Stadt noch nicht international

DISKUSSION Im Frauenzentrum wurde die Stellung Bonns als UN-Stadt unter die Lupe genommen

Wie international ist Bonn? Was macht eine Stadt überhaupt international? Sind es die internationalen Organisationen im ehemaligen Regierungsviertel oder das multikulturelle Leben in den Straßen der Altstadt? Gibt es eigentlich einen gemeinsamen Schnittpunkt? Fragen, über die am Freitagabend im Frauenmuseum in lockerer Runde mit Fachleuten lebendig diskutiert wurde.

Der Einladung von Grünen-Politikerin Coletta Manemann waren auch Dirk Messner, Leiter des Instituts für Entwicklungspolitik, Constanza Paetau vom Internationalen Frauenzentrum und Hidir Celik, zuständig für Migrations- und Flüchtlingsarbeit beim evangelischen Kirchenkreis, gefolgt. "Für uns ist wichtig, dass Bonn nicht Gießen oder Kassel ist, sondern viele Organisationen vor Ort sind, die sich mit internationalen Fragen beschäftigen", sagte Messner. Allein die Anwesenheit vieler Nationen mache eine Stadt aber noch nicht international, merkte Paetau an.

Und Celik findet, dass sich in Bonn noch einiges tun müsse, vor allem in politischer und struktureller Hinsicht. Das Miteinander müsse stärker gefördert werden. "Das fängt bei einer mehrsprachigen Beschilderung an und hört mit gemeinsamer politischer Verantwortung auf", so Celik. Dass die beiden internationalen Bereiche zu wenig voneinander wüssten, darüber waren sich alle einig.

Um sich in Zukunft näher zu kommen, will man bestehende Angebote wie das internationale Frauenzentrum besser nutzen. "In Bonn wird Ausländern viel geboten, oft wissen wir aber nicht, was es alles gibt und wie man dazu kommt", sagte Nerida Dominick. Einigkeit bestand ebenso darin, dass sich alle Bonner mehr als Weltbürger fühlen müssten, damit Bonn seinem Ruf als internationale Stadt gerecht wird. Einen Appell richtete man denn sogleich an die Verwaltung und den Stadtrat. Der internationale Gedanke sollte in jedem Fachbereich berücksichtigt werden. Als erstes müsste sich an den Schulen etwas tun. "Viele Schüler wissen nicht einmal, dass Bonn UN-Stadt ist. Das ist wirklich traurig", sagte Coletta Manemann.

Musikalisch wurde der Diskussionsabend im Frauenmuseum von "Sidare" mit traditionellen irakischen Lieder begleitet. Dass das Thema interessiert, ließ sich an der Teilnehmerzahl von mehr als 50 Personen erkennen. "Ich bin begeistert. Das war erst der Auftakt", kündigte Manemann an.


bla/ General-Anzeiger, 12.9.2004
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