"Initiative Bonner Kindermuseum" stellt ihre Ideen im Stadthaus vor.
Kleine Baumeister errichten eine Burg aus dünnen Zeitungsstäben
von Wenke Böhm
Mit fachmännischem Blick begutachtete der zehnjährige Philip sein Werk. Bei der Aktion der "Initiative Kinder- und Jugendmuseum Bonn" oblag ihm die Gestaltung des Ostflügels. Noch war der Anbau des "Luftschlosses" ein bißchen wackelig, doch mit zehn weiteren Zeitungspapierstäben stärkte der Baumeister das Phantasiegebäude im Nu. Fertig für die kleinen Besucher, denen es einen Heidenspaß machte, zwischen den dünnen Papierrollen hindurch zu kriechen.
"Der Anfang ist schwer, denn das Gebäude stürzt leicht ein. Man muß ganz schön vorsichtig sein", so der kleine Künstler. Er, Marco (8), und Ines (8) waren sich einig: "Es macht schon sehr viel Spaß, ein Schloß zu bauen." Das Projekt, das die Initiative bereits zum zweiten Mal anbot, verdeutlicht das Konzept des Museums: Kinder sollen spielerisch lernen. Wenn sie das Luftschloß errichten, merken sie selbst, wie wichtig Statik ist und worauf man beim Bauen achten muß", sagte Karin Steinberger, stellvertretende Vorsitzende der Initiative.
Das Kunstwerk ist Teil der Ausstellung, die die Initiative noch bis Ende April im Foyer des Stadthauses zeigt. Ziel ist, das Konzept und die Ideen für ein Bonner Kinder- und Jugendmuseum vorzustellen. "Wir sind eigentlich jetzt schon ein mobiles Museum, denn wir bieten unsere Aktionen an verschiedenen Orten an. Was uns wirklich fehlt, sind feste Räume", so Steinberger.
Dort sollen verschiedenen Mitmachaktionen angeboten und Kunstwerke für Kinder (be)greifbar gemacht werden. Außerdem ist ein Ausstellungsraum für "Kinderkunst" vorgesehen. "Ich war jetzt mit meiner kleinen Tochter im Kunstmuseum, und sie wollte jedes zweite Bild anfassen. Das hat mir gezeigt, wie wichtig ein solches Museum wäre", sagte Bürgermeisterin Dorothee Paß-Weingartz, selbst ein Gründungsmitglied der Initiative, bei der Ausstellungseröffnung am Donnerstag. Daß die Idee der Initiative auch die Kinder und Jugendlichen begeistert, zeigen die ausgestellten Schülerentwürfe. Die Phantasie ist nahezu grenzenlos: Vom Labyrinth bis zur Wüstenlandschaft mit echtem Sand und Lama reichen die Vorschläge für die Raumgestaltung der Einrichtung. Mal fährt eine Eisenbahn durch die Ausstellungsräume, mal gleicht das Museum einer Pyramide, und eine Rolltreppe führt zur Spitze.
"Das Luftschloß soll nicht bloß ein Luftschloß sein. Wir hoffen sehr, daß es eines Tages Realität wird", so die Vorsitzende Cornelia Burgardt. Gerade der Kulturstadt Bonn stünde ein solches Museum, das es in anderen Städten bereits gebe, sehr gut zu Gesicht. Am besten sei es auf der Museumsmeile untergebracht. Zwar hat die Initiative laut Steinberger noch keine Räume in Aussicht, dafür bekomme sie in diesem Jahr erstmals einen Zuschuß von 10 000 Mark von der Stadt. "Das zeigt, daß unsere Idee ernstgenommen wird", so die stellvertretende Vorsitzende.
Die Ausstellung der Initiative Kindermuseum ist bis 27. April im Foyer des Stadthauses zu sehen. Wer mehr über die Idee eines Kindermuseums erfahren möchte, kann sich an Marie-Luise Dauer, 0228 / 38 45 1l, wenden.