Wohl nur wenige Wissenschaftler arbeiten mit einem so schönen Blick
auf den Rhein. Vor einem Jahr hat die Deutsche Post AG das Institut „Zukunft
der Arbeit" (IZA) gegründet. Kürzlich haben die Wissenschaftler
ihren endgültigen Sitz in der Schaumburg-Lippe-Straße bezogen.
Mit einem Empfang am Dienstag abend wurde das oberhalb der Rheinpromenade
gelegene Gebäude offiziell übergeben und gleichzeitig das einjährige
Bestehen gefeiert.
Das Institut, durch die Post jährlich mit fünf Millionen
Mark finanziert, erforscht Probleme und Entwicklungen der Arbeitswelt.
Im Vordergrund steht dabei besonders die Umsetzung wissenschaftlicher Konzepte
in praktikable wirtschaftspolitische Konzepte. Derzeit hat das Institut
15 Mitarbeiter. Später sollen es 25 Beschäftigte werden.
Klaus Zumwinkel, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Post AG, bezeichnete
es beim Empfang als Pflicht und Herausforderung für die Post als einen
der größten Arbeitgeber Deutschlands, "eines der drängendsten
gesellschaftspolitischen Probleme dieses Jahrhunderts aktiv anzugehen".
Konzepte zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit müßten vor
dem Hintergrund der Globalisierung länderübergreifend entwickelt
werden. Daher sei das Institut bewußt so konzipiert worden, daß
es auch den Erfahrungsaustausch mit Wissenschaftlern anderer Länder
suche.
IZA-Gründungsdirektor Klaus Zimmermann ist vor einem Monat auch
zum Präsidenten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung
(DIW) in Berlin berufen worden. Zumwinkel erhofft sich von der Vernetzung
der zwei Forschungseinrichtungen Impulse für die wissenschaftliche
Arbeit des IZA. Der Anspruch Zimmermanns liegt noch höher: Die Kombination
stellt ein Potential dar, das die internationale Forschung umkrempeln kann."
Bürgermeisterin Dorothee Paß-Weingartz hob den Anteil
hervor, den Post und Telekom daran hätten, daß die Stadt während
des derzeitigen Strukturwandels bei der Ärbeitsplatzentwicklung so
gut abschneide. Der Dekan der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät,
Peter Schönfeld sagte, die Deutsche Post habe mit der Gründung
des Instituts "Verantwortung und Klugheit" gezeigt. Die Förderung
der Wissenschaft sei "nicht so werbewirksam wie andere Sponsorentätigkeit",
doch die Bedeutung sei hoch, denn auf dem Arbeitsmarkt entscheidet sich
die Zukunft einer Volkswirtschaft".
Der Prorektor der Universität Bonn, Hans-Jürgen Biersack,
beglückwünschte Zimmermann zu den Räumlichkeiten, in denen
sein Institut arbeiten könne. Das IZA ist in der Villa untergebracht,
in der bisher die Bremer Landesvertretung ihren Sitz hatte. Als Wissenschaftler
der Universität, deren Gebäude in einem schlechteren baulichen
Zustand sind, dürfe man aber nicht mit Neid herübergucken, sondern
müsse froh sein, daß es Wissenschaftler gebe, die unter besseren
Bedingungen arbeiten können.